Akupunktur nach Grundsätzen der TCM

Ein häufiger Bestandteil meiner Therapie ist die Akupunktur im Sinne der traditionellen chinesischen Medizin. Gerne nutze ich sie als Ergänzung zur Osteopathie.
Sie bietet die Möglichkeit, Körper, Geist und Seele zu behandeln und wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Wie läuft eine Akupunkturbehandlung ab?

Zunächst führe ich mit dem Besitzer ein ausführliches Anamnesegespräch und finde heraus, welche Probleme (seien es körperliche Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten) sich aktuell und in der Vergangenheit zeigen und gezeigt haben. Dann drücke ich mit den Händen diagnostische Punkte am Tier ab, die mir Aufschluss darüber geben, was im Organismus vorgeht und wo Defizite bestehen. Das ergänze ich dann noch durch die Puls- und Zungendiagnostik, d.h. ich nehme den Puls und bewerte Qualität und Quantität und untersuche die Zunge auf Farbe und Beschaffenheit (z.B. Form, Feuchtigkeit,…). Nach dieser ausführlichen Anamnese entscheide ich dann, welche Punkte ich nadle. Die dünnen, feinen Nadeln bleiben für ca. 20 Minuten stecken und werden dann wieder entfernt.

Wie viele Akupunkturpunkte werden pro Sitzung ausgewählt?

Pro Sitzung werden mindestens 2 Punkte (da beidseitig genadelt wird, wären das dann 4 Nadeln), höchstens aber 4 Punkte (dementsprechend 8 Nadeln) verwendet.

Mögliche Varianten der Akupunktur

Akupunkturpunkte lassen sich nicht nur durch Nadeln ansprechen. Die meisten Tiere – gerade Pferde – genießen die Nadeln zwar sehr, dennoch gibt es auch Tiere mit sehr empfindlicher Haut oder Tiere, die Angst vor Nadeln haben.

In diesem Fall bietet sich eine Laserakupunktur an. Der Effekt ist derselbe und für manche Tiere ist diese angenehmer.

Eine weitere Möglichkeit, die die Tiere sehr gerne mögen, ist die Verwendung von Stimmgabeln. Hier werden die ausgewählten Akupunkturpunkte mit einer Stimmgabel angesprochen.

Gerade im Winter bietet sich auch die chinesische Wärmetherapie mit Moxa an. Insbesondere das Moxen der Blasen- oder Du-Mai-Punkte am Rücken kommt bei den meisten Pferden sehr gut an.


Worum geht es bei der Akupunktur?

Um es gleich vorab zu sagen: Die TCM hat eine andere Perspektive als die Schulmedizin. Das macht sie zu keinem Ersatz, aber zu einer ausgezeichneten Ergänzung. TCM-Diagnosen dürfen deswegen nicht wortwörtlich als schulmedizinische Diagnosen verstanden werden. Hat euer Pferd beispielsweise eine Leber-Disharmonie, bedeutet das nicht automatisch, dass es ein schulmedizinisches Leberproblem hat. Es heißt lediglich, dass der TCM-Funktionskreis Leber im Ungleichgewicht ist.

Auch ein Blutmangel ist in den meisten Fällen keine Anämie: Die TCM sieht als ihre Grundlagen Qi (= die Lebensenergie, die durch die 12 Meridiane zirkuliert) und Blut (=die Substanz und die Flüssigkeiten) an.

Fehlt es an Qi, äußert sich das oft in Müdigkeit, Erschöpfung, Blässe (bei den Tieren blasse Schleimhäute), Infektanfälligkeit und Schwitzen bei leichter Anstrengung (z.B. wenn euer Pferd nach 20min Schrittarbeit bereits völlig verschwitzt ist).

Bei einem Blutmangel bemerkt ihr bei eurem Tier zum Beispiel tränende Augen (also verkrustete Tränenflüssigkeit am Auge), trockenes, struppiges Fell oder brüchige Hufe/Krallen.

Kann man da was machen? Aber klar!

Ein kurzer Einblick in die 5-Elemente-Akupunktur

In der TCM betrachten wir folgende 5 Elemente (auch „Wandlungsphasen“ genannt) mit den ihnen zugehörigen Funktionskreisen, Meridianen, Emotionen und körperlichen Zuordnungen:

Erde: Milz- und Magenmeridian.

Themen: Geborgenheit, sich zu Hause fühlen, Aufgehobensein

Dysbalance: Verdauungsprobleme (Durchfall, Kotwasser, Übelkeit/Erbrechen…), Appetitlosigkeit, Muskelabbau, Gewichtsveränderungen, Ödeme

Metall: Lungen- und Dickdarmmeridian

Themen: Loslassen, Trauer

Dysbalance: Atemwegsprobleme (z.B. Husten), Verstopfung, Infektanfälligkeit, Haarausfall, Hautprobleme, Auftreten der Symptome besonders im Herbst

Wasser: Nieren- und Blasenmeridian

Themen: Ängstlichkeit/(fehlendes) Urvertrauen

Dysbalance: Knochen-/Gelenksprobleme (z.B. Arthrose, Osteoporose), Zahnprobleme, Ohrprobleme, Probleme mit den Geschlechtsorganen (z.B. Unfruchtbarkeit, fehlende/übermäßige Rosse bzw. Läufigkeit,…), Rückenprobleme, Verschlechterung der Symptome im Winter oder bei Kälte

Holz: Leber- und Gallenblasenmeridian

Themen: Wut/Zorn, Aggressivität, Abgrenzung, aber auch Frustration und Depression

Dysbalance: Augenprobleme, Sehnen-/Faszienprobleme, hoher Muskeltonus und damit einhergehende Verspannungen, schlechtes Hufwachstum, Verschlechterung der Symtome bei Wind oder vermehrtes Auftreten im Frühling

Feuer: Herz- und Dünndarm-, sowie Pericard- und 3-facher-Erwärmer-Meridian

Themen: (Selbst-)Liebe, Lebensfreude

Dysbalance: Schlafprobleme, Freudlosigkeit, Mattheit, Herzprobleme, Blutdruckprobleme, Hysterie, Ruhelosigkeit

Diese 5 Elemente sind voneinander abhängig. Befindet sich eines von ihnen im Ungleichgewicht, kann es zur Beeinträchtigung eines anderen kommen und zu weiteren Symptomen führen.